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Nickolas Butler und Paolo Cognetti - Über Männerfreundschaften


Das Pferd (das sogenannte Dalahäst) musste mit drauf; beide Bücher habe ich in Schweden gelesen -

der perfekte Ort und Zeitpunkt, um Shotgun Lovesongs nach vier Jahren mal wieder zu lesen -

und Cognetti hat mit seinem Roman trotz der Berglandschaft stimmungsvoll auch sehr gut in den Wald gepasst.

Das Pferd habe ich in einem kleinen Laden in Tannåker (Småland) bei zwei älteren Herrschaften gekauft - handgemacht!

Was gibt es Schöneres als Bücher über die Liebe? – Bücher über langjährige Freundschaften! Nickolas Butlers begleitet fünf Freunde durch turbulente Zeiten und den ganz normalen Alltag, Paolo Cognetti erzählt in seinem Roman von zwei Kindheitsfreunden;

der eine blieb in den Bergen, den Anderen zog es in die Stadt.

Vor vier Jahren habe ich Shotgun Lovesongs zum ersten Mal gelesen und seither kaum ein Buch gefunden, das mich auf diese Art und Weise berührt hat.

Ich erinnere mich noch, was für ein wunderschöner Herbst das war und wie fesselnd dieses Buch – am liebsten hätte ich es damals in einem Rutsch ausgelesen, habe mir aber bewusst Zeit genommen, um mich während eines Spaziergangs auf eine Bank zu setzen und die Wörter auf mich wirken zu lassen. Während Lee ein Album aufgenommen hat und seitdem als Rockstar um die Welt tourt, sind Henry und seine Frau Beth immernoch in Little Wing, Wisconsin.

Ronny ist nicht mehr der glänzende Rodeostar von früher, sondern dem Alkohol verfallen und nach einem schweren Unfall auf die Hilfe seiner Freunde angewiesen. Kip hat sich scheinbar komplett von der Gruppe abgeschottet und widmet sich lieber seinen Geschäften in Chicago – bis er nach seiner Hochzeit wieder zurück in die Heimat will, dort aber nicht mehr so richtig Fuss fassen kann. Doch was wäre ein Buch über Freundschaft ohne Geheimnisse und Missverständnisse; Lee gesteht etwas, das die Freundschaft zu Henry und Beth für immer schädigen könnte…

Was aber macht dieses Buch so speziell? Die Stimmung. Am liebsten möchte man mit Henry und seiner Truppe am Lagerfeuer sitzen, irgendwo in den Feldern Wisconsins.

Die Charaktere, die so unterschiedlich sind – und die Freundschaft, die sie miteinander verbindet.

Was mir bis heute geblieben ist und mich sofort wieder in Herbststimmung bringt, ist die Musik von Bon Iver. Nickolas Butler selbst hat während des Schreibens das Album des Sängers gehört, das ebenfalls in Wisconsin entstanden ist - also dort, wo der Roman spielt.

Die ruhigen Lieder unterstreichen perfekt die Stimmung im Buch und ich liebe es (Buch und Album) bis heute sehr.

Paolo Cognetti erzählt in seinem zweiten auf deutsch erschienenen Buch von Pietro und Bruno. Pietros Eltern lieben die Berge; der Vater alles, was oberhalb der Baumgrenze liegt, wo man alleine in der weiten, rauen Natur ist, seine Mutter mag die verträumten Wiesen, das Moos, die Wälder. Sie beide wollen für ihren Sohn nichts anderes als ihm ein Aufwachsen in den Bergen - genauer am Monte-Rosa-Massiv in einem Dorf namens Grana - zu ermöglichen, obwohl der Vater in Mailand arbeitet. In dem Vierzehn-Seelen-Ort ist Pietro mit seinen elf Jahren scheinbar das einzige Kind und fühlt sich oft alleine; bis er auf den Bergbauernsohn Bruno trifft und sich eine tiefe Freundschaft zwischen den beiden Gleichaltrigen entwickelt. Jeder trifft für sich wichtige Lebensentscheidungen und so geht Pietro nach Mailand, um Abitur zu machen und später Dokumentarfilmer zu werden; Bruno, der nie einen Schulabschluss machen konnte, probiert im Aostatal die Käserei der Familie wieder aufzubauen. Trotz seines urbanen Lebensstils zieht es Pietro doch immer wieder zu den Bergen und mit den Bergen kommt auch die Frage nach dem richtigen Leben. Ein Roman über eine Männerfreundschaft, die sich über Jahre erstreckt und zwei ganz unterschiedliche Charaktere zeichnet;

der eine, der in den Bergen sein Leben verbring und um das Notwendigste kämpft, der andere, der in die Berge kommt, um Ruhe zu finden. Sprachlich hat mich Cognetti völlig gefangen genommen, man merkt deutlich wie autobiographisch die Schilderungen sind, wie sehr er selbst das Leben in den Bergen liebt und die Natur schätzt. Kleiner Hint: Das Buch ist nicht nur inhaltlich lohnenswert, schaut euch nur mal die wunderschöne Covergestaltung und das haptische Erlebnis an.

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