Laura Wohnlich: Sweet Rotation
- Paula Abigail
- 24. Apr. 2017
- 2 Min. Lesezeit

Sweet Rotation erschien im Frühjahr 2017 im Piper Verlag. 336 Seiten zu ca. CHF28.-
"Ich habe doch gesagt: bitte keine Therapeuten. [...]
Ich will keine Hilfe haben, sondern eine Mutter, aber das geht nicht, weil sie tot ist, und auch als sie noch gelebt hat, ging es nicht, also liegt da wahrscheinlich der Hund begraben."
In Sweet Rotation erzählt Laura Wohnlich die Geschichte von Anna.
An einem Tag geschehen gleich zwei ungewöhnliche Dinge im Leben der Neunzehnjährigen:
Sie steigt als Prostituierte ins Geschäft ein und ihre Mutter stirbt.
Nachdem Annas Mutter ihr eröffnet hatte, dass sie nun selbst für ihren Lebensunterhalt sorgen muss, weiss Anna, dass ein normaler Job es nicht tut für sie - und um ihre Mutter zu schocken -, steigt sie also ins Escortgewerbe ein. Als sie nachhause kommt, erfährt sie vom Tod ihrer Mutter. Anna muss sich von jetzt auf plötzlich auf die neue "Arbeitssituation" einstellen, denn alles geht sehr schnell. Fotos für die Homepage werden gemacht und die ersten Anrufe von Kunden lassen nicht lange auf sich warten. Nachdem es beim ersten Date noch bisschen holpert, trifft Mira - so nennt sich Anna jetzt - auch auf durchaus nette und interessante Kundschaft - Männer wie Frauen - und wird an exklusive Veranstaltungen, in Restaurants und an einmalige Locations eingeladen.
Und dazu noch das ganze Geld...
"Wir sind schon ein ziemlich schräges Dreiergespann.
Eine kleine Katze, ein Vielleicht-Daddy und eine Prostituierte."
Nelson antwortete mit einer Stimme, die klang, als sei er kurz vorm Einschlafen: "Ich finde nicht, dass die Bezeichnung Prostituierte zu dir passt." Und nach einer langen Pause, in der ich seinen lieben Satz schon fast vergessen hätte: "Du bist ein ziemlich cooles Mädchen."
Doch dann trifft Anna auf Nelson, Nelson mit den Pfützenaugen, und bei dem ist von Anfang an irgendwie alles anders. Nelson ist eigentlich durchschnittlich, er hat nicht besonders viel Geld, aber er ist nett, nimmt sie mit auf einen Ausflug und legt sich zu ihr während sie volltrunken bei ihm zuhause ihren Rausch ausschläft. Nelson ist für sie da. Etwas, das Sanja ihrer Tochter nie bieten konnte, denn stets wird die Beziehung der beiden als kühl, gar als nicht vorhanden beschrieben. In Nelson hat sie endlich jemanden gefunden, dem sie sich öffnen kann.

Laura Wohnlich hat ein wunderbares Debüt geschrieben.
Ich konnte es kaum aus der Hand legen und habe es in knapp zwei Tagen ausgelesen.
An manchen - ich wage gar zu sagen: an vielen - Stellen konnte ich Annas Denken und Handeln nicht ganz nachvollziehen, habe mich gefragt wie ich mit neunzehn - also gerade mal vor einem Jahr - über dies oder jenes gedacht oder in einer bestimmten Situation gehandelt hätte. Trotzdem hat Laura Wohnlich mit Anna eine tolle junge Frau, mutig und durchaus auch mit positiver Seite geschaffen, mit der man mitfiebert und deren Alltag man gespannt folgt und mitfühlt. Man könnte auch denken, dass die Story langweilig, kitschig und vorhersehbar ist, doch wer so denkt, der wird überrascht. Trotz unvorhersehbarer Wendung ein versöhnliches Ende.
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