Blanche ist sechzehn Jahre alt und ein ganz normales Mädchen -
bis auf die Tatsache, dass sie keine Freunde hat.
Ihr Name steht gleichzeitig auch für ihr Wesen: Blanche, weiss - unscheinbar. Auf der Uni trifft sie auf Christa, die alles zu haben scheint - sie schafft es,
Uni und den langen Schulweg unter einen Hut zu bringen, sieht gut aus
und ist beliebt bei den Mitstudenten.
Zwar ist sie nur drei Monate älter als Blanche, doch auch körperlich ist sie schon viel weiter
entwickelt. All das verunsichert Blanche noch mehr, doch eines Tages - man glaubt es kaum -
schenkt Christa dem unscheinbaren Mädchen ein Lächeln.
Durch Christas Blick war alles noch schlimmer geworden; ich sah mich nur noch durch ihre Augen. Und hasste mich. (S.29)
Als Blanche ihren Eltern zuhause von Christa erzählt, laden diese sie ein, bei ihnen zu übernachten, da ihr Anfahrtsweg zu Uni über zwei Stunden beträgt. Anfangs nur montags, irgendwann dann Montag bis Freitag lebt Christa also in der Familie Hast. Blanches Eltern haben sich sofort in die zuvorkommende, offene und lebensfrohe junge Frau verliebt und schwärmen von ihr in den höchsten Tönen, man veranstaltet Dinner, an denen Christa im Vordergrund steht und man mit Blick auf Blanche nachfragt: "Wer ist denn dieses Mädchen dort?" Schon bald stellt sich heraus, dass Christa gar nicht so ist, sondern sich nur so gibt und sich dabei in ein Nest aus Lügen verstrickt. Blanche hat dies schon lange geahnt, Christa in ihrem Kopf sogar nur noch Antichrista genannt, weil sie sich hübsch, liebenswert, clever, fair gibt, aber im Grunde genommen genau das Gegenteil verkörpert.
Im Februar war eine Woche Ferien. Christa fuhr nach Hause, um "den Schnee auszunutzen". Der Ausdruck passte zu ihr - sie nutzte sogar den Schnee aus. (S. 106)
Die Hasts schenken ihrer Tochter kein Glauben, so verschossen sind sie in (Anti)Christa. Als aber eines Tages ein Telefon von dem Vater Christas kommt, indem er ihnen vorwirft, wie unverschämt es sei, für ein kleines Zimmer so viel Miete zu verlangen, dämmert es auch Blanches Eltern langsam: Christa führt sie alle an der Nase herum.
Und dann der Schluss...
Dazu möchte ich gar nicht mehr sagen, aber:
Gänsehaut und ein bedrückend-beengendes Gefühl in der Brust.
Kein neuer Titel, aber ein absoluter Favorit aus dem Diogenes Verlag.
Böses Mädchen erschien 2006 im Diogenes Verlag. 144 Seiten, für ca. CHF 14.90 (Taschenbuch). Die Bilder in diesem Beitrag habe ich der Homepage vom Verlag www.diogenes.ch entnommen.