Und schon ist das Jahr 2016 wieder vorbei! Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht und jedes Jahr fragt man sich doch wieder: Wie konnte das passieren?
Für mich war es ein aufregendes Jahr; angefangen mit Pantomime und alkoholfreiem Rimuss und später dann auch Streit und Tränen in der 1.Januar-Nacht. N. und ich haben uns im Frühjahr nach mehr als zwei Jahren Beziehung getrennt und mir haben sich plötzlich ganz neue Wege erschlossen, weil ich wieder viel mehr unternahm, alleine weg war, Leute kennenlernen konnte, die ich sonst wohl nie im Leben angetroffen hätte - und dann bin ich im Mai nach Liestal gezogen, weil ich eben dort meinen Freundeskreis aufgebaut habe und in der Nähe sein wollte. Ich habe einen besten Freund gefunden, der mich besser kennt als ich mich selbst, der immer immer immer da ist und mich in (fast) jeder Lebenssituation schon erlebt hat, und doch geblieben ist. Mein bester Freund und Partner (in crime), Mathis. Wir waren auf Familienbesuch nähe Frankfurt, haben zu Falco in der Küche getanzt und die Gorillas im Zoo besucht. Ich war zweimal in Barcelona, auch endlich mal wieder im schönen Salzburg und zweimal an einem Bruce Springsteen Konzert. Ich bin im Mai zum ersten Mal geflogen, ohne dass ich zuvor Angstzustände hatte oder mir übel war (aber vielleicht lag das auch an den zwei Bier vor dem Abflug um 11Uhr morgens) und habe im August meine zwei kleinen Hooligans Pablo (Picasso Emilio Gaviria Escobar) und Miró zu mir genommen. Ich habe neue Leute kennengelernt und andere verabschiedet, bin umgezogen und angekommen, habe ein Zuhause und Freunde, die ich nicht mehr missen möchte, auch wenn sie mich teils erst seit wenigen Monaten begleiten. Das Jahr 2016 war nicht immer leicht, es hatte Höhen und Tiefen, aber vor allem zählen für mich die Höhen und die sind so hoch wie noch nie.
Nicht alles am Jahr 2016 war schlecht. Es ist z.B. kein neuer Roman von Nicholas Sparks erschienen. (Büchereien Wien via Facebook)
Was die Bücher betrifft habe ich in diesem Jahr rund achtzig Titel aus den unterschiedlichsten Sparten gelesen; sei es Biografien&Erfahrungsberichte, Romane, Sachbücher oder auch wieder vermehrt Jugendbücher. War ein richtig Schlechtes dabei? Nein, ich glaube nicht. Ich glaube wirklich, dass ich dieses Jahr kein einziges Buch weggelegt habe, weil ich's schlecht fand, höchstens vielleicht, weil es für mich nicht gepasst hat und/oder ich nicht reingefunden habe. Dafür waren einige sehr gute dabei, die sich definitiv zu meinen Favoriten gemausert haben und die ich immer wieder gerne auch weiterempfehle oder verschenke. Es war extrem schwer eine so kleine Auswahl zu treffen, denn da wären noch viele weitere Bücher gewesen, die ich euch gerne gezeigt hätte oder teils schon gezeigt habe.
Im neuen Jahr stehen dann schon bald wieder die Neuheiten für den Bibliotheks-Abend im April an, aber vorerst werde ich jetzt noch Blackout von Marc Elsberg zu Ende lesen, was evtl. auch noch ins neue Jahr reinrutschen könnte, weil ja: 800 Seiten.
Euch allen eine schöne Zeit, einen guten Rutsch und viel Freude im neuen Jahr. Ich hoffe, ihr schaut auch dann noch ab und zu bei mir vorbei.
Gruss & Kuss
Paula
Jenny Erpenbeck: Aller Tage Abend
(2012, Knaus)
Ein Buch, das die Frage Was wäre wenn aufwirft und den Leser nachdenklich und ja, auch in Tränen aufgelöst zurücklässt. Eine Reise durch Kultur- und Zeitgeschichte und ein Leben, das zu Ende geht, immer und immer wieder - und dann ganz.
Benedict Wells: Vom Ende der Einsamkeit (2016, Diogenes)
Viele Bücher lassen sich kategorisieren; dieses bietet vom Familien- bis zum Liebesroman alles. Drei Geschwister -, die früh ihre Eltern druch einen Autounfall - und dann sich selbst untereinander verloren haben und erst jetzt wieder zusammenfinden. Und dann taucht da auch noch Alma auf, mittlerweile verheiratet, aber immer noch die ganz grosse (Jugend)Liebe des Protagonisten.
Ryan Gattis: In den Strassen die Wut
(2016, Rowohlt)
Los Angeles, 1992 - die Stadt brennt. Banden bekriegen sich gegenseitig, die Polizei greift erst zu immer härteren Massnahmen und überlässt die Stadt schlussendlich den Gangs. Die Bürger müssen hilf- und wehrlos zusehen. Ein Buch, das aus unterschiedlichen Sichtweisen ebendiese Tage beleuchtet und in vielen Sprachstilen - mal des Feuerwehrmanns, mal des 15jährigen Gangmitglieds - wiedergibt.
Patrick Ness: A Monster Calls
(2011, Walker Books)
Conor ist dreizehn Jahre alt und bekommt immer nachts Besuch von einem Monster (siehe deutscher Titel Sieben Minuten nach Mitternacht ). Dass dieses Monster aber vielleicht gar nicht so böse ist, wie man anfangs meinen könnte, und wie es dem Jungen hilft über die Krankheit seiner Mutter hinwegzukommen - das erfährt man in den drei Geschichten, die das Monster immer um kurz nach Mitternacht erzählt - ein Buch, das mich spätabends im Bus auf den letzten Seiten zum Weinen gebracht hat!
Roberto Saviano: ZeroZeroZero
(2014, Hanser)
Wenn nicht der Chriurg, dann der Oberarzt und wenn nicht der, dann mit gösster Wahrscheinlichkeit die Krankenschwester, die seit 24h arbeitet und kein Ende in Sicht ist. Es heisst Koka, Schnee, C, Roxane. Saviano erzählt in seinem zweiten brisanten Sachbuch über die Droge Kokain und wie sie die Welt beherrscht.
Gavriel Savit: Anna und der Schwalbenmann (2016, cbt)
Vom einen auf den anderen Tag steht Anna alleine da, denn sie lebt im Krakau der 30er Jahre und ihr Vater - ein Intellektueller - wird von den Deutschen mitgenommen. Doch dann trifft Anna den faszinierenden Schwalbenmann, der Vogelstimmen nachahmen kann, wie sie es noch nie zuvor gehört hat. Sie reist mit ihm durch das Land und eine wunderbare Freundschaft entwickelt sich.
Lisa Owens: Abwesenheitsnotiz
(2016, Piper)
Wer will ich sein, wenn ich sein kann, wer ich will? Diese Frage muss sich die 20jährige Claire stellen, denn von ihrer Grossmutter muss sie sich schon lange anhören, dass sie in ihrem Alter "natürlich schon vier Kinder hatte". Ein Roman mit viel Situationskomik und nah am realen Leben - ich hatte danach Probleme, wieder in ein anderes Buch zu finden, weil mir das Zusammensein mit Claire und ihrer schrulligen Familie/Freunden so gut gefallen hat!
Peter Stamm: Weit über das Land
(2016, Fischer)
Einer, der fortging - alleine. Seine Frau ist zuhause und versucht, sein Verschwinden den Kindern und den Arbeitskollegen - nicht zuletzt auch sich selbst - zu erklären. Ein typischer Stamm-Roman: wieder sehr sachlich, abermals unglaublich gut.
David Bielmann: Freedom Bar
(2016, Riverfield)
Bert Bucher soll die Wohnung seiner verstorbenen Grossmutter im schönen Freiburg übernehmen; was für eine Chance für ihn als werdender (Möchtegern) Rockstar. Im gleichen Haus ist der Sitz der Kanzlei des erfolgreichen Anwalts Gregor Marer sowie zuunterst die Buchhandlung Wissensarchiv von Johann B. Grab. Ein wirklich schöner Roman über Alltagshelden, wie wir sie alle kennen, alle sind.
Anneliese Mackintosh: So bin ich nicht -
Gretas Storys (2016, Aufbau)
Ein unglaublich ehrliches Buch über Greta, die doch eigentlich nur "normal" sein möchte und sich eine Vaterfigur wünscht, oder endlich mit dem Trinken aufzuhören, vielleicht auch mal das Leben zu geniessen. Gretas Storys sind nicht nur ehrlich, sie sind auch tröstlich und zeigen einem die schönen Seiten im manchmal so tristen Alltag auf.
Dirk Stermann: Der Junge bekommt das Gute zuletzt (2016, Rowohlt)
Claude ist erst dreizehn - seine Mutter ist Ethnologin und hat einen panflötenspielenden Indio gefunden mit dem sie jetzt lieber zusammenwohnt, der Vater unterdes ist zu seiner neuen Freundin gezogen - und Claude bleibt allein in der Wohnung in Wien. Aber so allein ist er auch nicht, denn da ist noch seine Grossmutter (die er zwar nicht sonderlich mag, aber trotzdem), Dirko der Taxifahrer und seine kleine Freundin und grosse Liebe Minako. Man sagt, es sei die traurigste Geschichte der Welt - und vielleicht ist sie das wirklich -, aber sie ist auch sehr, sehr schön.
Carlos Ruiz Zafón: Der Schatten des Windes (2004, Insel)
Auf dem Friedhof der vergessenen Bücher stösst Daniel Sempere auf ein verheissungsvolles Buch, das zwar den Titel Der Schatten des Windes trägt, dafür aber keinen Autor. Daniel möchte das Rätsel unbedingt lösen und macht sich auf die Suche - eine Suche mit Hindernissen. Spannend wie ein Thriller, sprachlich die reinste Poesie; der schönste Barcelona-Roman aller Zeiten.