Eines meiner November-Bücher hat sich einen eigenen Post und einen grossen Platz in meinem Herzen verdient - und das möchte ich euch hier gerne näher bringen.
Ich hatte das Buch bereits seit April zuhause, aber wie es so ist, häufen sich die ungelesenen Bücher; man möchte dies oder jenes unbedingt noch vorher lesen, man sollte Neuheiten lesen, manchmal mag man auch einfach nicht lesen. Und so ist das Buch wieder in Vergessenheit geraten bis ich anfangs November wieder mal vor dem Regalbrett ungelesener Bücher stand und mein Blick über diesen Titel gestolpert ist.
Das war an einem Samstagabend und tatsächlich sass ich sonntags in der Bar mit Freunden und habe gelesen. Ja, richtig gehört. Die Herzmenschen waren am Flipperkasten oder haben sich sonstwie unterhalten und ich sass am Tresen und habe gelesen; und war schlussendlich so berührt, dass ich weinte! Ein Buch, das mich so abholen kann - das gibt es selten. Aber tatsächlich: Ich sass in der Bar und habe leise über meinem Buch geweint und Zitate rausgeschrieben.
Vielleicht haben wir Menschen uns zu weit entwickelt.
Vielleicht hat die Intelligenz, die uns zur ersten Spezies macht,
die sich des Universums um sich herum bewusst ist, einen Preis:
Die Fähigkeit, auch die Finsternis eines ganzen Universums zu spüren. (S.54)
Matt Haig erkrankte im Alter von 24 Jahren an einer Depression mit Angststörung und erzählt uns in diesem Buch seine Krankheitsgeschichte und was ihm geholfen hat. In vielen Kapiteln schildert Haig nicht nur seine Depression, sondern bezieht sich auf wissenschaftliche Dokumente oder Studien. Ausserdem Kapitel wie beispielsweise:
☀ Was Leute zu Depressiven sagen, was sie in anderen
lebensbedrohlichen Situationen nie sagen würden
☀ Symptome
☀ Dinge, die die Depression zu dir sagt
☀ Gründe, stark zu sein
☀ Berühmte Menschen, die unter Depression leiden
Er erzählt in diesem Buch nicht nur von seiner Depression, nein, er erklärt sie, um so den Betroffenen und auch den Angehörigen ein Verständnis zu vermitteln wie es wohl kein anderes Buch zu diesem Thema bisher geschafft hat, denn: Erstaunlicherweise lässt sich das Buch trotz dieser schwierigen Thematik sehr leicht lesen.
Wenn du Rückenschmerzen hast, kannst du sagen: "Mein Rücken bringt mich um"
und damit besteht eine Art Trennung zwischen den Schmerzen und dir. [...] Doch bei einer Depression mit Angststörung kannst du nicht über den Schmerz nachdenken, denn er ist das Denken. Du bist nicht dein Rücken. Aber du bist dein Denken.
Rückenschmerzen werden vielleicht schlimmer, wenn du sitzt. Aber wenn jeder Gedanke wehtut, hast du das Gefühl, es gibt keine Hilfe, kein Äquivalent dazu, wieder aufzustehen.
(S.65)
Matt Haig ist unterdessen 41 Jahre alt und lebt mit seiner Familie in England.
Dass er dieses Buch irgendwann einmal schreiben könnte, daran hätte er vor dreizehn Jahren noch nicht gedacht, erzählt er im Vorwort. Und doch: Hier ist es. Zum Glück. Kaum zuvor konnte mich ein Buch so berühren, und kaum jemals habe ich mich so verstanden gefühlt. Danke für dieses kleine Meisterwerk, es könnte Leben retten (Joanna Lumley).
Ziemlich gute Gründe, am Leben zu bleiben erschien im Frühjahr 2016 im dtv Verlag; Übersetzung aus dem Englischen von Sophie Zeitz. 304 Seiten, für ca. CHF 29.-
Die Bilder in diesem Beitrag habe ich der Homepage vom Verlag www.dtv.de entnommen.